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  • 30. Aug. 2009

    In den heissen Sommermonaten nach Schweden arbeiten gehen und durch Beerenpflücken sehr gutes Geld verdienen. Blaubeeren und Preiselbeeren. Wer schon einmal Blaubeeren oder Preiselbeeren gepflückt hat, weiss wie mühselig der Job ist. Schweden sind an einem derartigen Leistungsjob nicht sonderlich interessiert, der Rücken fängt schnell an zu schmerzen. Die thailändische Landbevölkerung ist es gewohnt, Reis zu pflanzen, wo man sich ebenfalls städig bücken muss, strecken und dehnen. Zudem haben Thailänder Geduld.

    Der Arbeitseinsatz in Schweden wurde von thailändischen Unternehmen vermittelt. 3 Monate lang sollten die mehr als 5900 thailändischen Arbeitskräfte kräftig arbeiten und dann mit gutem Geld in die Heimat heimkehren.
    Pro Kilo gibt es 30 bis 40 Schwedische Kronen, das sind 150 bis 200 Baht (ca. 3 bis 4 Euro) Pro Tag schafft eine Person, laut vermittelnder Agenturen im Schnitt 60 Kilo zu pflücken. In der Realität stellte sich jedoch heraus, dass im Schnitt 20 kg pro Person eingesammelt werden.

    Die Zahl der Arbeitskräfte aus Thailand ist stark gestiegen. Von 1 129 Arbeitern im Jahr 2007, über 3 582 im Jahr 2008 auf 5 911 in diesem Jahr. Da Wildfrüchte aus dem Wald gesammlet werden, können wir davon ausgehen, dass die Zahl der Pflanzen nicht gestiegen ist. Möglicherweise ist der Fruchtstand in diesem Jahr weniger ergiebig als im Vorjahr.

    Hinzu kommen die Begleitkosten für diesen Job. Thailänder die sich vermitteln lassen, müssen rund 75 000 Baht und mehr zahlen, damit sie die Chance erhalten nach Schweden zur Wildfruchternte zu kommen. Das heisst, sie müssen den Flug im Voraus bezahlen. Fast alle der vermittelten Thais haben dafür Kredit bei der Bank aufgenommen. Erstaunlich, dass Banken in dieser Höhe Kredite vergeben, bei Monatseinkommen um 3 000 bis 6 000 Baht für landwirtschaftliche Arbeiten. Kosten für Unterkunft und Verpflegung müssen die Thais ebenfalls selbst tragen.

    Einigen Thais wurde erst nach der Vertragsunterzeichnung klar, dass sie keine Angestellten der vermittelnden Firmen wurden. Das Risko liegt also ausschliesslich den arbeitenden Thais. Probleme bereitet, dass die Arbeiter teilweise bis zu 300 Kilometer mit dem Auto fahren müssen, um ein paar Kilo Früchte einzusammeln. Das Geld für den Treibstoff frisst den Gewinn auf.

    Die ersten 27 thailändischen Arbeitskräfte sind aus Schweden zurückgekehrt, haben ihren Job abgebrochen um die Verluste nicht anwachsen zu lassen. Der Traum vom guten Verdienst ist zerschmettert.
    Das muss und wird sicherlich nicht für alle Thais zutreffen. Wer Glück mit einer preiwerten Unterkunft in der Nähe von fruchtbesetzten Wäldern hat und nicht zuuuu viele Mitbewerber im gleichen Gebiet, wird vielleicht ein für thailändische Verhältnisse noch ganz guten Schnitt machen. Das starke Wachstum der vermittelten Arbeitskräfte muss doch auch mit dem vermutlichen Erfolg der thailändischen Arbeitskräfte aus den Vorjahren zusammenhängen. 3000 bis 4000 Baht pro Tag (60 bis 80 Euro) sind ein super Lohn Lohn für Arbeitskräfte aus ländlichen Gebieten. Fragt sich nur, was unter dem Strich übrig bleibt, wenn alle Ausgaben gegengerechnet wurden. Ich werde es erfahren. Ich kenne den Betreiber eines kleinen Lebensmittelladens aus Phangam, der vor einigen Wochen optimistisch zur Ernte nach Schweden aufgebrochen ist und noch nicht zurückkehrte. Es wird sich zeigen, wie seine Rechnung unter dem Strich aussieht.

    Im Ausland zu arbeiten scheint für viele Thailänder sehr attraktiv und meist sind sie sich der Gefahren nicht bewusst. In anderen Zusammenhängen mündet angebliche Arbeitsvermittlung in illegalen Menschenhandel, der für Betroffene in Prostitution oder sklavenähnlicher Arbeit auf Schiffen endet. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

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