Nach meiner Erfaahrung hat jeder Ort in Thailand ein Wat (Tempel). In dieser Gegend, im Norden Thailands, westlich von Chiang Rai, werden derzeit sehr viele Wats erneuert. Scheint, als stehe ein zentrales Programm dahinter.
Der Nachbarort Pabong besteht aus zwei Ortsteilen. Das rechtfertigt offenbar den Bau zweier Wats. Dort wo das meiste Geld floss, Spenden aus Bangkok und Japan sollen darunter sein, ist das Wat schneller fertig geworden. Es ist sehr schön gelegen. Etwas ausserhalb des Ortes, auf der Anhöhe, mit guter Sicht über das Land.
Die Finanzierung der Wats bleibt den Gemeinden vorbehalten. Das bedeutet, die Dorfbewohner werden häufig aufgefordert Beiträge zu leisten. Nicht selten auch in Form “freiwilliger” Arbeitseinsätze. Wer nicht erscheint, muss für diesen Fehltag ein Strafentgelt entrichten, das so um die 100 Baht beträgt. Grössere Beträge werden selbstverständlich gerne entgegengenommen. Um der Spende eine Körperlichkeit zu verleihen, werden ihr Gegenstände zugeordnet. Ein kunstvoll geschnitzer Fensterflügel bekommt z.B. einen Spendenwert von 10 000 Baht.
Der Spender wird auf der Spendentafel, die in unmittelbarer Nähe angebracht ist, namentlich erwähnt.
Das neue Wat gefällt mir wegen seiner farblichen Schlichtheit. Ansonsten habe ich zu Wats ebenso wie zu anderen Gebäuden, die aus religiösen Gründen errichtet werden, ein gespaltenes Verhältnis. Meine Ansicht dazu findet Ihr weiter unten beschrieben. Auch die Einrichtung dieses Wats fällt sehr einfach aus und macht nicht den Eindruck, seine Besucher beeindrucken zu wollen.
Eingangsbereich und Dach sind jedoch reichlich verziert, mit Drachenfiguren und anderen Fabelwesen, so wie man das von thailändischen Wats gewohnt ist. Eine gewisse Schlichtheit kommt durch die Farbgestaltung zustande. In der Regel werden Wats mit sehr viel roter und Goldfarbe ausgestattet.
Viele Veranstaltungen finden im Nebengebäude statt. Das Nebengebäude ist aussen einfacher gestaltet.
Innen ist alles geschmückt um am nächsten Tag die Einweihungszeremonie durchzuführen. Insgesamt dauern die Festlichkeiten der Eröffnung drei Tage.
Schnüre spielen eine grosse Rolle, im Buddhismus. Über der Fläche, auf der die Teilnehmer Platz nehmen werden, ist ein lockeres Netz von Schnüren kreuzweise angebracht. Jeweils am Schnittpunkt der Querschnüre hängt eine Schnur herunter. Jede Person wird sich mit verschränkten Beinen an einer herunterhängenden Schnur postieren. Über Schnur und Schnurgeflecht entsteht eine Atmosphäre der Verbindung, einer grossen Gemeinschaft, die über ein unsichtbares Geflecht, hier per Schnüre praktisch sichtbar gemacht, symbolisiert, verbunden ist.
Der Buddha-Figur sind in diesem Moment noch Augen und Mund mit Blumen veschlossen. Während der Zeremonie am nächsten Tag werden der Buddha-Figur Augen und Mund geöffnet.
Hier der Glockenturm.
Paläste erreichten um arme Dorfbewohner glücklich zu machen?
In Thailand stellt sich die Frage in sehr viel höherem Masse als in Deutschland, warum Häuser zum meditieren, beten usw. so prunkvoll aufgebaut sein müssen. Buddha, der Begründer der buddhistischen Anschauung, ist hat dem Reichtum und dem damit verbundenem Wohlstand den Rücken gekehrt. Buddha sah unter anderem im Besitz, im Wunsch nach Besitz die Wurzel menschlichen Leidens.
Mein Vorschlag zum Bau religiöser Gebäude. Egal ob in Thailand oder Deutschland oder einem beliebigen anderen Land dieser Erde. Das gemeinschaftliche Gebäude darf keinen höheren Standard in Bauweise und Ausrüstung aufweisen, als das einfachste Haus im Ort. Gibt es Strohhütten im Ort, so darf der Tempel ( die Kirche oder wie auch immer das Gebäude heisst) auch nur eine Strohhütte sein. Soll der Tempel aus Stein errichtet werden, müssen die Planer und Errichter zunächst dafür sorgen, dass alle Häuser im Ort aus Stein errichtet wurden. Soll es im Tempel Strom geben, so müssen alle Häuser im Ort Strom haben. Soll der Tempel kunstvoll geschnitzte Fensterläden bekommen, so müssen alle Häuser im Ort kunstvoll geschnitzte Fensterläden bekommen. Wer also ein prunktvolles Gebäude errichten möchte, muss diesen Prunk zunächst auf alle Häuser des Ortes übertragen.
Wenn ich ehrlich bin, dann sieht das in meinen Augen nicht wie ein Tempel aus! Ich finde es immer schade, wenn ein paar betuchte Bankokianer sich einen Traumtempel erbauen in modernen Formen/Farben!
29. Mar. 2008 | #