Nachdem im Dezember 2008 die thailändische Regierung wegen Wahlbetruges abtreten musste, wurde ein neues Kabinett gebildet. Unter der Führung der Demokratischen Partei und ihrem Ministerpräsidenten Abhisit Vejjajiva. Diese Regierung ist ohne Wahlen an die Macht gekommen. Es wurd einfach eine neue Besetzung des Parlamentes gebildet.
Aber, Regierungsgegner, Anhänger des 2006 durch einen Militärputsch gestürzten Thaksin Shinawatra, würden diese Machtposition geniessen, falls sie selbst wieder das Ruder in die Hand bekommen hätten. Als Opposition beruft man sich nun darauf, dass die demokratische Regierung nicht vom Volk gewählt wurde.
In gleichem Stil, wie im vorigen Jahr Massenproteste gegen die Regierung stattfanden, die u.a. zur Schliessung der wichtigsten internationalen Flughäfen führten, werden nun Massenproteste gegen die Regierung der Demokraten geführt. Statt gelber T-Shirts im vorigen Jahr, dominieren nun rote T-Shirts auf den Strassen.
Die Proteste erreichten am Wochenende einen Höhepunkt, als die rot gekleideten Massen in Pattaya das 14. asiatische Gipfeltreffen zum Fall brachten. Die Hotels in denen das Treffen und Begleitveranstaltungen stattfinden sollten, wurden von den rotgekleideten Massen gestürmt. Das Treffen wurde um unbestimmte Zeit verschoben.
In Bangkok blockierten die Anhänger Thaksins, der aus der Ferne die Fäden hinter diesen Aktionen zieht, Strassenkreuzungen. Auf einem Markt in Bangkok kam es zu Zusammenstössen zwischen einer rotgekleideten Gruppe und Einwohnern, welche die ungewünschten roten Gäste wegdrängen wollten. Zwei Tote und mehrere Verletzte durch Gewehrschüsse wurden gemeldet.
Im Norden und Nordosten Thailands, den bevölkerungsreichen Hochburgen, der Thaksin Anhänger, wurden ebenfalls zahlreiche Strassenkreuzungen blockiert. Auch hier in Chiang Rai, wurde eine Kreuzung der Strasse Nr. 1, ein verkehrsreicher Highway, der von Bangkok bis Mai Sai, an die burmesische Grenze führt, auf mehreren Spuren blockiert. Lediglich die Abbiegespuren waren noch nutzbar.
Polizisten sassen wenige Meter entfernt von der Kreuzung und scherzten miteinander.
Mehrere Rundfunkstationen im Norden mussten für mehrere Stunden ihre Sendungen wegen der Besetzung durch rote Shirt-Träger, Anhänger der United Front for Democracy against Dictatorship (UDD), einstellen.
Im Gegensatz zum vorigen Jahr, als die Massenproteste von gelben Shirts begleitet wurden, erscheint mir die Situation derzeit brisanter. Die Bevölkerung hier im Norden scheint einen starken Willen zu haben, die Aktionen gegen die Regierung zu unterstützen. Es ist mir aber völlig unmöglich vorherzusagen, wie sich die Situation entwickeln könnte.
Unberührt von den politischen Auseiandersetzungen findet in diesen Tagen der traditionelle Jahreswechsel, nach dem alten thailändischen Mondkalender, statt. Das wird u.a. mit viel Wasser auf den Strassen begangen. Pick-Up Fahrzeuge werden mit gefüllten Wassertonnen beladen. An den Strassenrändern in Stadt und Land sind mit friedliche Wasserpistolen und Wassereimern “bewaffnete” Menschen zu sehen, die vorbeifahrenden Mopeds und mit Menschen beladene Pick-Ups mit einem Wasserschwall beglücken wollen.
Die jährliche Wasserschlacht hat ihre Anhänger vor allem in den jüngeren Bevölkerungsschichten, bis zum Alter von etwa 20-25. Aber natürlich nehmen Mitglieder jeder Altersgruppe am feuchten Vergnügen teil.
Auf Grund der politischen Situation sprechen zahlreiche Regierungen Reisewarnungen aus. Auch das Auswärtige Amt rät zu bedingter Vorsicht. Für Bangkok und einige umliegende Provinzen wurde der Notstand ausgerufen. Es gilt u.a. Versammlungsverbot für Gruppen von mehr als 5 Personen, Festnahmen durch Polizei und Militär können ohne Anklage erfolgen. Reisen die nicht unbedingt notwendig sind, sollten nach Bangkok derzeit nicht durchgeführt werden. Der internationale Flugverkehr ist jedoch nicht beeinträchtigt. An- und Abreise sind problemlos möglich.
Sicherlich sollte man als ausländischer Gast Massenansammlungen meiden, die den Eindruck politischer Demonstration erwecken. Davon abgesehen gibt es jedoch keine akute Gefährdung für Reisende und Touristen. Sich in die Menschenmengen der Songkran-Anhänger zu begeben ist hingegen ungefährlich und verspricht viel Spass. Sinvoll scheint, weder gelbe noch rote T-Shirts anzuziehen, um nicht ungewollt eine politische Aussage zu provozieren
Beide Seiten im Konflikt um die Macht in Thailand, rote und gelbe T-Shirt Träger, sind friedliebende Menschen, die zwar ein politisches Ziel unterstützen, aber keinesfalls Blutvergiessen beabsichtigen.
Nach meiner persönlichen Einschätzung sind die Ziele der politischen Rivalen kaum weiter eintfernt als die von CDU und SPD in Deutschland. Der wahre Konflikt steckt in der tiefen Kluft zwischen Arm und Reich. Es gilt, die sozialen Unterschiede zu verringern. Beide politischen Seiten versuchen die Kluft durch mehr oder weniger geeignete politische Massnahmen zu verringern.
Für den Tourismus wird es gewiss einen erneuten Rückschlag geben, der sich in immer mehr Köpfen potentieller Touristen mit einem Warnsignal für Thailand verbindet. Das ist ziemlich schade, denn das Land hat für Touristen viel zu bieten. Der Tourismus trägt wesentlich zu einer verbesserten Lebenssituation in wirtschaftlich schwachen Regionen Thailands bei.
Auswärtiges Amt – Thailand – Reise und Sicherheitshinweise